Wir schreiben den 26. Oktober 2019, Nationalfeiertag, am zeitigen Vormittag brechen wir auf. Richtung Süden geht es, wir fahren auf den Schneeberg zu, dessen wunderbar schroffes Gesteinsrelief sich im goldenen Herbstlicht in beeindruckender Deutlichkeit zeigt.
Von Puchberg aus ist es nicht mehr weit. Wir parken unterhalb des Wasserfallwirts, steigen zehn Minuten durch den Wald auf, bis zu der in einer lichteren Schneise gelegenen Kletterwand.
Nach und nach kommen die Familien mit ihren Kindern an, die ersten Routen werden eingehängt.
Wir klettern in T-Shirts, so warm ist es an der Wand, Weberknechte und Spinnen huschen davon und verschwinden in der nächsten Ritze. Felshaken funkeln metallisch in der Sonne, zur Linken rauscht und kühlt der Wasserfall.
Wenn die Kinder nicht klettern, spielen sie Fangen und Verstecken im Wald, rasten in mitgebrachten Hängematten oder springen vor dem Becken, in dem sich der Wasserfall fängt, von Stein zu Stein. Dass im Laufe des Tages nur ein einziger Kinderfuß nicht trocken bleibt, grenzt an ein Wunder.
Auch unter den Erwachsenen geht es freundschaftlich zu. Die Kletterei verbindet schnell - sich sichern zu lassen setzt Vertrauen voraus. Wir klettern und sichern, ein paar von uns versuchen sich das erste Mal am Felsen, der einfache Einsteigerrouten genauso wie fordernde Überhänge bereit hält. Wir plaudern, freuen uns über getoppte Routen und bezwungene Schweinehunde, am Nachmittag werden unter den Fichten Kaffee und Kuchen geteilt.
Ein paar letzte Routen noch, dann heißt es Abschied zu nehmen von der aller Wahrscheinlichkeit nach letzten Felskletterei in diesem Jahr. Wir packen unsere Rucksäcke, kehren der Wand den Rücken zu und ein in die Wasserfallhütte, lassen einen besonderen Tag in urgemütlicher Atmosphäre ausklingen.
